Arte Entdeckung | Sendedatum: 13.11. 2009
Teilnahme am 8th AGON Archaeological Film Festival (Athen, 11.-16. Mai 2010)
Buch & Regie : Annette Heinrich & Christian Hestermann
Täglich drängen sich in den Museen dieser Welt Tausende um die Meisterwerke Rembrandts, van Goghs, Dürers und Co. Ihr Genie fasziniert, die Leuchtkraft der alten Farben ist ungebrochen. Scheinbar. Denn die großartigen Kunstwerke sind in Gefahr. An den Gemälden nagt der Zahn der Zeit. Luft, Licht, Feuchtigkeit und misslungene Restaurierungen schädigen die Substanz. Die „Blumenkranzmadonna“ des flämischen Renaissance-Meisters Frans Francken ist ein solcher Fall. An vielen Stellen blättert der Lack, die Blüten sind beschädigt, die Farben sind verblasst.
Naturwissenschaftler und Restauratoren haben den Wettlauf gegen die Zeit und den Verfall aufgenommen. Mit neuesten High Tech- Methoden analysieren Experten vom „Rathgen Forschungsinstitut“ in Berlin oder dem „Art Diagnosis Center“ im griechischen Ormylia alte Gemälde: Sie entschlüsseln die verwendeten Farben und Materialien und gewinnen Erkenntnisse über Bildaufbau und frühere Restaurierungsversuche. Eine Sisyphosarbeit. Doch erst wenn sie getan ist, können Restauratoren wie Axel Börner von der Gemäldegalerie „Alte Meister“ in Dresden mit ihrer Arbeit loslegen.
Dabei steht er vor einer wichtigen Frage: Mit welchen Farben soll er die fehlerhaften Stellen an der „Blumenkranzmadonna“ retuschieren? Mit modernen, synthetischen Farben oder mit den Farben der „Alten Meister“? Für seine griechische Kollegin Athina Ntoussi ist die Entscheidung klar. Die Ikonen-Restauratorin setzt ganz auf natürliche Farben: „Man weiß, wie sie altern und wie sie zu entfernen sind, ohne die Substanz des Gemäldes zu beschädigen.“ Für die Mönche vom heiligen Berg Athos ist der Einsatz von Naturfarben sogar eine Glaubensfrage.
Aber die Verwendung natürlicher Pigmente hat einen Haken: Ihre Rezepturen sind seit dem Siegeszug der synthetischen Farben verschollen, ihre Herstellung ist mühsame Handarbeit, von der nur noch Wenige etwas verstehen. Der Chemiker Dr. Georg Kremer aus Aichstetten ist einer von ihnen. Doch die von ihm rekonstruierten historischen Farben sind um ein Vielfaches teurer als ihre synthetischen Äquivalente. Manchen zeitgenössischen Künstlern wie dem französischen Trompe-l’oeil-Maler Claude Yvel erscheinen die hohen Preise gerechtfertigt. Er will Farben, die „leuchtstark und lebendig“ sind – und nicht so „brutal“ wie die künstlichen Farben. Und er will Materialien, die ihn überdauern, Farben, die sich seit Jahrhunderten bewährt haben und „leichter zu restaurieren“ sind.
Damit die großen Meisterwerke vergangener Zeiten für zukünftige Generationen erhalten bleiben, müssen Hightech und altes Wissen Hand in Hand gehen. Restauratoren und Naturwissenschaftler, Historiker und Farbhersteller – sie alle setzen ihr Know-how und ihre Erfahrungen ein, damit die „Alten Meister“ auch weiterhin die Menschen in ihren Bann schlagen können. Doch trotz aller Bemühungen: Nicht jedes Geheimnis um die alten Meister lässt sich lüften…
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