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  • AutorenbildAnnette Heinrich

KNA Fernsehdienst: Befreit von aller Schuld

FSD/Fernsehen/Vorschau/KORR/ Schicksalhaft verbunden


Wie ein gutgemachter Film seinen Protagonisten gut tun kann

Von Monika Herrmann-Schiel (KNA)


Mainz (KNA) Anfang Februar 2011 schaltet Daniel Stanitzky das Fernsehen an. Die Gäste von «Plasberg persönlich» wollen über das Motto «Hallo Angst - Du kannst mich mal!» sprechen. Daniel ahnt nicht, dass diese Sendung sein Leben verändern wird. Als Plasbergs Gast Florian Sitzmann über den Unfall berichtet, bei dem er vor 19 Jahren beide Beine verloren hat, ist Daniel fassungslos. Der junge Mann ist der Mensch, von dem er seit fast zwei Jahrzehnten glaubt, dass er schuld an seinem Tod sei.


Daniel saß am Steuer des LKWs, der den damals 15-jährigen Jungen überrollt hat. Die Filmjournalistin Annette Heinrich erfährt von Florian Sitzmann, dass ihm ein LKW-Fahrer geschrieben habe, er glaube, er habe ihn überfahren und habe ihn in all den Jahren für tot gehalten. Annette Heinrich erkennt, dass dies ein großartiger Stoff für einen Film ist.


Mit einem Besuch bei Daniel Stanitzky beginnen ihre Vorarbeiten für die Dokumentation «Befreit von aller Schuld», die am 17. Januar um 22.15 Uhr im Rahmen des «37 Grad»-Schwerpunkts «Neuanfang» im ZDF ausgestrahlt wird. Annette Heinrich trifft auf einen Mann, der schwer angeschlagen ist und seit einiger Zeit psychische Hilfe in einer Tagesklinik sucht. An dem Unfall ist Daniel nicht schuld gewesen. Das Motorrad, auf dem Florian als Beifahrer saß, war beim Auffahren auf die Autobahn zu weit nach links geraten. Nach der Kollision wurde Florian unter den 20-Tonner geschleudert. Drei Wochen später bekommt Daniel von der Rechtsabteilung der Spedition, für die er damals gearbeitet hat, die Auskunft, dass der Junge verstorben sei.


Für den Lastwagenfahrer wird das Leben zur Qual. Der sensible Mann versucht, das Geschehene zu verdrängen. Dann bekommt er Panikattacken. Es quält ihn, dass er einen Menschen getötet hat, auch wenn ihn juristisch keine Schuld trifft.


Annette Heinrich gelingt es, Daniel Stanitzky von der Seriosität ihres Filmprojekts zu überzeugen. Er willigt ein. Es sei ein sehr emotionaler Prozess gewesen, der ihm viel bedeute und durch den er nach fast genau 19 Jahren dieses dunkle Kapitel in sich habe schließen können, erklärt Daniel. Um den Film möglichst authentisch zu machen, bat Annette Heinrich ihre beiden Protagonisten um viel Geduld. Sie wollte, wenn auch diskret, beim ersten Zusammentreffen der Männer mit der Kamera dabei sein. Im Privatgarten des Schloss Vollrads bei Oestrich-Winkel fand die Autorin einen ruhigen, geschützten Raum für das erste Zusammentreffen.


Annette Heinrich ist ein sehr bewegender Film gelungen, der zwei außergewöhnliche Menschen zeigt. Florian ist ein Kämpfer, der die Herausforderung Leben angenommen hat. Der Film zeigt, wie er es meistert. Er ist Vater einer vierjährigen Tochter, erfolgreich im Beruf und als Leistungssportler. In dem 2009 erschienenen Buch «Ein halber Mann. Dem Leben Beine machen» beschrieb er den Unfall, der sein Leben so verändert hat, und wie er diesen Neustart bewältigt hat. Sein Optimismus ist ansteckend.


Daniel ist ein Mann mit hohem Verantwortungsgefühl und hohen ethischen Ansprüchen, der an seinen Schuldgefühlen schwer getragen hat. «Ich bin froh und dankbar, dass ich diesen Film machen durfte, denn er hat mich endlich befreit», erklärt Daniel Stanitzky. Dies zeigt, dass Filme über tragische Schicksale hilfreich sein können, wenn sie auf Sensationsmache verzichten.


Annette Heinrich hat dies getan, ihre beiden Protagonisten mit großem Respekt behandelt und ihnen so ein verdientes filmisches Denkmal gesetzt.


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