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  • AutorenbildAnnette Heinrich

Medienpreis der Deutschen AIDS-Stiftung

für die Fernsehdokumentation "Ich bleibe immer positiv! Starke Frauen mit HIV"

(Produktion Helikon Film / Sendeplatz: ZDF, 26.10.10, 22.15 Uhr)


Auszeichnung für Annette Heinrich (Buch und Regie) und Philip Flämig (Kamera)



Die Dokumentation porträtiert drei HIV-positive Frauen - in sehr unterschiedlichen Lebenssituationen.


Annette Heinrich und Philip Flämig begleiten die hochschwangere Patricia, die Mutter eines gesunden Kindes wird. - Sie stellen Doreen vor, die nach Jahren der Depression - über den offenen Umgang mit der Infektion - neuen Lebensmut gefunden hat. - Und sie lassen uns Anteil nehmen an der beklemmenden Situation von Louisa. Sie hält die Infektion selbst vor ihren Kindern geheim - aus Angst vor einer Stigmatisierung ihrer Familie. Louisa hat über die Dreharbeiten die Kraft gefunden, sich nicht länger zu verstecken. Im Film ist sie noch anonymisiert. Diese anonymisierenden Passagen verweisen auf das generelle Problem vieler HIV-positiver Frauen.


Nur sehr wenige Frauen sprechen offen über ihre Infektion - nur 3 von 100, heißt es. Diese Zahl weist die Wichtigkeit des Films aus - und steht gleichzeitig für die Schwierigkeit, ein solches Projekt zu realisieren. Annette Heinrich ist es gelungen, drei Protagonistinnen zu finden, die sehr persönlich über ihre Situation sprechen - mit Momenten großer Intimität. Sie hat das Vertrauen der drei Frauen gewonnen - und eine ungewöhnliche Nähe erreicht. Es sind drei Porträts entstanden, die sich zu einem viel-sagenden Bild ergänzen. Die Dokumentation zeigt einerseits die Probleme, die ein Bekenntnis schwer machen - und ermutigt andererseits zur Konsequenz des offenen, befreienden Umgangs mit der Infektion. Der Film ist ein Plädoyer für Selbstverständlichkeit.


Gleichzeitig geraten Themen in den Fokus, bei denen es - mit Blick auf ein heterogenes Publikum - gewiss noch Aufklärungsbedarf gibt. Dazu gehört das Thema "Kinderwunsch und Schwangerschaft bei einer Infektion mit dem HI-Virus". Am Beispiel von Patricia macht der Film die Therapiemöglichkeiten und das Restrisiko klar.


Zu der Offenheit und Intimität, die der Film erleben lässt, hat die sensible Kameraarbeit von Philip Flämig ganz wesentlich beigetragen. Seine Bilder führen uns die drei Frauen sehr authentisch vor Augen. Die Aufnahmen demonstrieren, dass das erwähnte Vertrauen den Kameramann einbezog. Nur so können Bilder solcher Nähe entstehen. Sie heben Philip Flämig in den Rang eines Ko-Autors. - Besonders hervorzuheben sind daneben die Bildideen zur Anonymisierung von Louisa, die in ihrer vielfältigen Gestaltung einzigartig sind. Sie heben sich von konventionellen Anonymisierungen ab, die die Protagonisten eher verschwinden lassen und darüber Filmen abträglich sind. Philip Flämigs Bilder halten Louisa stets präsent.


Die Dokumentation "Ich bleibe immer positiv! Starke Frauen mit HIV" widmet sich einem vernachlässigten Thema. Das Autoren-Team Annette Heinrich und Philip Flämig hat - ganz im Sinne der Ausschreibung des Medienpreises - einen Film gedreht, der "von Empathie geprägt" ist. Hier verbinden sich Aussage-Kraft und professionelle Gestaltung in ebenso überzeugender wie bewegender Weise.


Bernd Schmidt


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